Der Weg von Niklas Seiler war schon früh vorgezeichnet, denn der Fußball wurde dem Pinzgauer quasi schon in die Wiege gelegt. Sein Papa Franz, der nach zahlreichen Trainerstationen auch schon Übungsleiter beim FC Pinzgau Saalfelden war, hat seinen Sohn früh gefordert und gefördert und war auch einer seiner ersten Trainer bei seinem Stammverein in Piesendorf. „Ich habe ein sehr positives Verhältnis zu meinem Papa. Er hat selbst in seiner Karriere als Spieler wie auch als Trainer viele Erfahrungen sammeln können, von dem her kann man Feedback gut annehmen. Ohne ihn wäre ich nicht der Spieler geworden, der ich heute bin. Er war ein treuer Wegbegleiter und ein super Berater, seit ich klein war. Was Besseres hätte mir nicht passieren können, als ihn im Nachwuchs als Trainer gehabt zu habe“, schwärmt Seiler Junior, der als hilfsbereiter, nachdenklicher sowie spontaner Mensch gilt, über die Beziehung zu seinem Papa.
Mit knapp 10 Jahren ging der Weg nach Salzburg und er schloss sich der Red Bull Fußball Akademie an. Der Mittelfeldspieler etablierte sich schnell als Stammspieler und übernahm in den folgenden Jahren – bis zur U15 – als Kapitän sehr viel Verantwortung. Nach einem Trainerwechsel wurde Seiler zum Auswechselspieler – eine Situation, mit der er damals nicht leicht umgehen konnte. „Trotz guter Leistungen wurde ich nicht berücksichtigt. Das habe ich nur schwer verkraftet. Wir haben dann entschieden, dass es eine Veränderung braucht. Ich war es nicht gewohnt, nicht zu spielen. Es hat einige Optionen gegeben, aber wir haben uns für Grödig entschieden, da zu dieser Zeit auch einige Freunde von mir dort gespielt haben und ich einfach wieder Spaß am Fußball finden wollte. Der Vorteil war, ich musste die Schule nicht wechseln und konnte mit der Kampfmannschaft, die um den Aufstieg in die zweite Liga gespielt hat, mittrainieren. Im Nachhinein betrachtet, wäre vielleicht eine andere Entscheidung besser gewesen. Aber man weiß jedoch nie, was auf einem anderen Weg auf mich zugekommen wäre“, erinnert sich der 21-Jährige zurück. Nach drei Jahren am Fuße des Untersberges ging es zum SV Wals-Grünau, wo er die ersten Einsätze in der Regionalliga sammeln konnte.
„Ich will fit werden und das auch bleiben“
Nun ist Seiler seit einiger Zeit wieder im Pinzgau angekommen und schnürt seine Schuhe für den FCPS. Er gilt als „Unterschiedsspieler“, konnte das jedoch bislang noch nicht wirklich über einen längeren Zeitraum auf den Rasen bringen. „Mein größtes Ziel ist es, fit durch die Vorbereitung zu kommen und verletzungsfrei in die Rückrunde zu starten – das habe ich lange nicht mehr gehabt. Ich hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und bin daher kaum in einen Rhythmus gekommen. Da kann man das Potential logischerweise nicht ausschöpfen. Man wird nur über die Spiele besser und bekommt die Kraft, die man für 90 Minuten braucht. Ich will fit bleiben und richtig fit werden – das ist das, was in erster Linie zählt. Nur dann kann ich der Mannschaft einen Mehrwert bieten, das ist mein Anspruch. Dann kommt auch das Selbstvertrauen wieder und ich bin im Spiel präsenter“, spricht Seiler über seine kurzfristigen Ziele.
Die Liebe zur Mode
Aber nicht nur am Fußballplatz ist Seiler, der seine Ruhe in Spaziergängen und Musik findet, aktiv. Vielmehr hat er seit Jahren großes Interesse an Mode. Ende 2020 war es nach einer mehrjähren Vorlaufzeit so weit und der Pinzgauer gründete mit „December Heart“ seine eigene Modemarke. „Der Gedanke war schon länger da. Ich will die Leute inspirieren und sie zum Nachdenken bringen, das ist mir wichtig. Ich hatte vor vier Jahren keine Ahnung wie das gehen soll, es war eher ein Traumdenken. Eines Tages habe ich mir ein Programm gekauft und habe einfach mit dem Designen begonnen. Es haben nur wenige gewusst, es war mir sehr wichtig erst alles fertig zu haben und dann darüber zu sprechen – das ist mir bis zum Schluss gut gelungen. Umso erstaunter waren einige am Ende“, schmunzelt Seiler, der zwischenzeitlich das Online-Studium Modemanagement absolvierte, aber nach einiger Zeit abgebrochen hat. Der Name seiner Modemarke, der den Leuten im Kopf bleiben soll, fand sich eher zufällig und ist ein Ausschnitt eines Songtitels.
Der berufliche Plan steht
Im Herbst 2022 startet der 21-Jährige eine Ausbildung zum Krankenpfleger und hat damit die Weichen für seine berufliche Zukunft gestellt. „Mir hat es damals im Altersheim während meiner Zivildienstzeit schon gut gefallen – das ist einfach meines. Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen ist einfach eines die schönsten Dinge, die es gibt und erfüllt einen sehr. Durch diese Zeit wurde ich auch für meine erste Kollektion sehr inspiriert. ,,Give not take‘‘, wie der Kollektionsname schon verrät, soll die Menschen inspirieren und ihnen zeigen, dass es einen glücklicher macht, zu helfen und zu geben, als immer nur zu nehmen. Die Ausbildung soll meine Grundlage sein und daneben möchte ich meine Modemarke weiter ausbauen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass mir das so gelingen wird“, erzählt der Pinzgauer, der bei den ersten Fotoshootings Hilfe von einem Freund bekommen hat. Beim ersten Videoclip griff ihm der Co-Trainer des FC Pinzgau Saalfelden, Mike Pilko, tagkräftig unter die Arme.
„Ich bin aktuell sehr zufrieden und werde versuchen mich in allen Bereichen zu verbessern und zu entwickeln. Hoffentlich kann ich im Frühjahr wieder voll angreifen“, findet Seiler motivierende Schlussworte.